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Island 2012:
Honeymoon mit dem Camper

   

Einleitung

 

In diesem Jahr haben wir einen einmaligen Urlaub auf Island verbracht. 5 Tage nach unserer kirchlichen Hochzeit ging es los nach ISLAND – ins Land aus Feuer und Eis. Durch die großzügigen Geschenke unserer Hochzeitsgäste wurde diese Erfüllung unseres lange gehegten Traums erst möglich – Vielen Dank dafür nochmal!

Zwei Wochen lang waren wir mit unserem HAPPY CAMPER 4x4 auf der Insel unterwegs und haben viel Tolles erlebt. Ein paar Tage in Reykjavik rundeten die Tour ab. Hier wie üblich ein paar Daten:

Die Reise in Zahlen:

  • Gesamt 8900 km
  • mit dem Flugzeug: 5012 km
  • im Camper: 2703 km
  • zu Fuß: 150 km
  • im Amphibienfahrzeug: 4,7 km
  • per Schiff: 127 km

Alle Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern.

   

06.09.2012 - Tag 1: Aachen > Köln


Heute geht es also los in unsere Flitterwochen. Allerdings noch nicht so ganz richtig ;-) Da unser Flug morgen bereits um 7:05 geht, fahren wir heute schonmal mit Zug und S-Bahn bis nach Köln ins B&B Hotel Köln Airport. So müssen wir morgen früh nur noch eine Station mit der S-Bahn fahren, und können so ein bisschen länger schlafen. Abendessen gibt es beim benachbarten KFC, dann gibt es eine warme Dusche und ein gemütliches Bett – und morgen geht es endlich nach ISLAND!

   

07.09.2012 - Tag 2: Köln > London Stansted > Keflavík> Reykjavik > Þingvellir > Rastplatz am Lyngdalsheiðarvegur 365 (~2600 km, davon 64 km im Camper)

Wir stehen um 5 Uhr auf und fahren direkt zum Flughafen. Nach dem Check-In unseres Gepäcks (große Tasche und Kofferrucksack) gibt es ein Mini-Frühstück (traditionell bei Burger King mit Toasti, Pancakes und Kaffee). Beim anschließenden Sicherheitscheck muss Matti wie mittlerweile gewohnt die Wanderschuhe ausziehen, während ich durchgewunken werde ;-) Da wir ja zunächst nach London Stansted fliegen, müssen wir noch durch eine zusätzliche Passkontrolle und bekommen einen „Docs OK“ Stempel auf die Boardingkarte. Kaum sind wir am Gate angekommen, beginnt auch schon das Boarding und wir sind unterwegs. Der Flug dauert eine knappe Stunde, und so landen wir zur gleichen Zeit, wie wir abgeflogen sind, um 7:05...
In Stansted geht es per Geisterbahn zum Terminal, dann (nach einer weiteren Passkontrolle, für die ich sogar die Brille absetzen muss) ans Gepäckband und raus in Richtung Check-In-Area K. Hier warten wir auf das Einchecken, das bereits um 9:20 beginnt, essen Sandhexen und beobachten Leute :-)
Mittagessen gibt es bei BK (jaja, ich weiß, aber es gab echt nicht sooo viel Auswahl für halbwegs angemessene Preise...). Den zweiten Sicherheitscheck des Tages bringen wir nach viel Warterei hinter uns und sind im völlig überfüllten Abflugwartebereich. Und es dauert ewig, bis unsere Geisterbahn uns wieder zurück zum Terminal bringt. Weiter geht es mit der WOW Force One Richtung Ziel – und es ist das erste Mal, dass die obligatorische Sicherheitseinweisung spontan von allen Reisenden beklatscht wird. Die mit lustigen Bemerkungen („... and on the shoulder of your lifevest there is a flashing light to make you look even more super cool...“) gespickte Anweisung bringt sogar die vorführenden Flugbegleiter aus dem Konzept ;-) Während des Fluges habe ich immer wieder gedöst, und so konnte ich dann den ersten Eindruck der isländischen Landschaft während des Landeanflugs auf Keflavík fast ausgeschlafen in mich aufsaugen – beeindruckend... Beeindruckend unwirtlich!
Am Ausgang werden wir mit einem Schild „HAPPY CAMPER Jan Matti“ vom Chef persönlich in Empfang genommen und per Happy Camper Shuttle nach Reykjavík chauffiert. Nach den recht entspannten Übergabeformalitäten bekommen wir eine kurze Einweisung in unser rollendes Heim für die kommenden Wochen sowie noch ein paar Tipps mit auf den Weg, und dann geht’s direkt zum Vorräte ergänzen in den nächsten Supermarkt. Beim Einräumen der Einkäufe entdecken wir eine Überraschung im Kühlschrank: 2 Fläschchen Sekt und eine Hochzeitsglückwunschkarte – wie nett!
Kurz entschlossen fahren wir dann, da wir noch recht früh dran sind, entgegen unserer ursprünglichen Planung Richtung Þingvellir. Dem ersten Must-See des sogenannten Golden Circles.
Dieser geschichtsträchtige Ort war schon um das Jahr 930 die Versammlungsstätte der Isländer, im Rahmen des jährlich stattfindenden Alþing wurden hier Gesetze beschlossen und Recht gesprochen. Zusätzlich zur geschichtlichen Bedeutung ist die Gegend als Grabenbruchzone auch geologisch interessant. Durch das Auseinanderdriften der Europäischen und Amerikanischen Kontinentalplatten sind hier viele Felsspalten und Risse zu sehen, darunter die Almannagjá-Schlucht. Zunächst wandern wir zu unserem ersten isländischen Wasserfall, dem 20 Meter hohen Öxarárfoss – nicht ahnend, wie viele im Laufe der Reise noch folgen sollen... Von dort geht es durch die bis zu 40m tiefe Almannagjá-Schlucht Richtung Infocentrum. Uns bieten sich tolle Aussichten auf die Landschaft und den See Þingvallavatn. Im Abendlicht ist alles wunderschön anzuschauen, und zudem sind wir fast alleine vor Ort (auf dem Weg hierher kamen uns busweise die Tagesausflügler entgegen) – was für ein Luxus. Nach dem langen Tag tut dieser Abendspaziergang mit kleiner Klettereinlage an einer der Felsspalten extrem gut.
Da der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, suchen wir uns einen hübschen Parkplatz in der Nähe der Straße zum Übernachten. Es bietet sich uns ein tolles 360°-Panorama und wir verbringen den ersten Abend im Camper, dem viele ähnliche folgen sollen: Wir entzünden die Salvatorkirchen-Kerze, kochen ein einfaches Abendessen, schreiben Reisebericht und planen mit den mitgenommenen Reiseführern und der Straßenkarte den nächsten Tag. Dann richten wir das Bett her mit den zum Camper gehörenden dünnen Bettdecken und unseren Sommerschlafsäcken, stellen die brummende Heizung aus und schlafen angesichts des echt langen Tages schnell ein.

   

08.09.2012 - Tag 3: Rastplatz am Lyngdalsheiðarvegur 365 > Geysir > Gullfoss > Hveravellir (142 km)

Nach einer kuscheligen Nacht (morgens hatten wir im Camper 1°C) hatten wir einen entspannten Morgen mit unserem noch neuen Morgenritual: Heizung anschalten, warten, bis wir uns aus dem Schlafsack trauen, Bett abbauen, Wasser kochen für morgendliches Heißgetränk nach Wahl sowie für die Thermoskanne und dann ein leckeres Müsli zum Frühstück.
Heute stehen die zwei weiteren Punkte des Golden Circle auf unserer Liste: Zunächst das Thermalgebiet um den Namensgeber aller Geysire und seinem kleineren, dafür wesentlich aktiveren Bruder Strokkur, und anschließend der Wasserfall Gullfoss.
Das Geothermalgebiet Haukadalur ist schon während der Anfahrt aus weiter Entfernung als dümmelndes Etwas auszumachen. Überhaupt soll der Satz „Da hinten dümmelt's!“ einer der von uns am meisten genutzten werden... Kaum betreten wir das umzäunte Gebiet, heißt uns auch schon der Strokkur mit einem dreifachen Salut willkommen. Da wir recht früh dran sind, ist außer uns kaum niemand da, um das Schauspiel zu genießen. Der leichte Schwefelduft in der Luft lässt bei uns heimische Gefühle aufkommen (zeigen wir doch Besuchern gerne Aachen auch „da, wo es stinkt“ - den Elisenbrunnen). Und wir erahnen, wie Aachen als Heißquellengebiet vielleicht einmal ausgesehen haben könnte... Zu schade, dass heute fast alle Quellen ein klägliches Dasein unter Gullideckeln führen. Wir können auf's neue die faszinierenden Naturgewalten bestaunen – an allen Ecken und Enden blubbert und dümmelt es. Da der Strokkur recht regelmäßig etwa alle 10 Minuten ausbricht (und dann häufig wie zu unserer Begrüßung direkt dreimal kurz hintereinander), bekommen wir dieses beeindruckende Schauspiel noch einige Male zu sehen. Der Große Geysir, Namensgeber für dieses Naturphänomen, begnügt sich hingegen damit, leise vor sich hin zu blubbern und zu wallen. Schön anzuschauen ist auch die kieselgurhaltige Thermalquelle Blesi mit ihrem leuchtend blauen Becken. Zum Abschluss schauen wir uns noch ein wenig im Geysir-Infocenter um, dann geht es weiter zum letzten Punkt des Island-Minimal-Pflichtprogramms.
Der Gullfoss ist ein gut 30 Meter hoher, zweistufiger Wasserfall nicht weit vom Haukadalur entfernt. Auch hier treffen die großen Menschenmassen glücklicherweise erst ein, als wir unser Besichtigungsprogramm absolviert haben. Hier brauchen wir erstmals unsere Regenklamotten – und das bei strahlendem Sonnenschein: Die Wassermassen des Gullfoss verursachen unglaublich viel Gischt, so dass man anschließend von Kopf bis Fuß nass ist. Zurück im Camper genießen wir unser zweites Frühstück (isländisches Flatbrauð mit Käse und anderen Leckereien) und eine Tasse Tee. Und dann geht das Abenteuer los! :-)
Einer der Gründe, warum wir ein Allrad-Fahrzeug haben wollten, war die Kjölurroute, die kurz hinter dem Gullfoss beginnt. Die Kjölur bietet Hochland light. Da seit einigen Jahren (fast) alle Flüsse überbrückt sind, gilt die Strecke nicht mehr als Hochlandpiste im eigentlichen Sinne (durch ein F vor der Straßennummer gekennzeichnet), bietet aber immer noch Hochlandatmosphäre – eine unterschiedlich schlechte Schotterpiste mit viel „Wellblech“, noch mehr Schlaglöchern, großen und kleinen Steinen sowie teils recht ausgeprägten, großen Pfützen. Die ersten Meter Schotterpiste haben wir noch etwas Bedenken, was wir unserem armen Camper damit antun, aber das gibt sich schnell. Abgesehen von den vielen Touren-Jeeps auf den ersten Kilometern begegnen wir wenigen anderen Autos und genießen die traumhaften Aussichten auf schneebedeckte Berge, Seen, die karge, mondähnliche Landschaft, Lavafelder und vor allem und alles beherrschend die beiden große Gletscher links und rechts von uns: Hofsjökull und Langjökull. Uns (besser gesagt: mir *g*) bietet sich sogar eine Mini-Furt durch einen recht kleinen Bach.
Tagesziel nach etwa 90 Kilometern ist Hveravellir, das zweite Geothermalgebiet des Tages mit einem einfachen Campingplatz und eigenem Hot Pot. Unser Camper steht mit Blick auf den Hofsjökull in der einen und dem kleinen, aber feinen Geothermalfeld in der anderen Richtung. Wir drehen eine kleine Runde über die Holzstege zwischen den heißen Quellen und Fumerolen, und verlieben uns in den von uns „Fauchur“ getauften, heftig fauchenden Solfatar Öskurhöll (zu deutsch: „Brüllender Hügel“). Im Anschluss nehmen wir ein Bad im Hot Pot. Bei den herrschenden Außentemperaturen (geschätzte 5°C plus Wind) erfordert es schon einiges an Überwindung, sich bis auf die Badeklamotten auszuziehen und in den Naturstein-Pool zu steigen, aber unser Mut wird belohnt: durch die Zuleitung von heißem Quellwasser hat das Wasser angenehme 37°, kann aber zwischendurch schwallartig wärmer werden... Es ist einfach toll, im warmen Wasser zu sitzen und auf die dümmelnde Landschaft zu schauen.
Zurück im Camper stoßen wir mit unserem Überraschungs-Sekt auf die erste Woche unserer Ehe an und schlafen dann schon bald ein.

   

09.09.2012 - Tag 4: Hveravellir > Glaumbær > Sauðarkrókur > Gröf > Hofsós (177 km)

Eigentlich hatten wir überlegt, heute noch eine Runde wandern zu gehen, aber der morgendliche Blick aus dem Fenster bringt uns doch davon ab – Schneeflocken... Also machen wir uns fertig (Duschen fällt leider aus, da die Waschräume noch abgeschlossen sind) und fahren weiter Richtung Norden. Die Route ist wie erwartet im nördlichen Teil wesentlich besser als im südlichen, und so kommen wir schnell voran. Das zweite Frühstück gibt es am Afangafell mit toller Aussicht über den Stausee Blöndulón. Erstaunlich schnell haben wir dann wieder Teer unter den Reifen – fast ungewohnt ;-). Nächster Halt ist das Torfgehöft Glaumbær. Den in traditioneller Torfbauweise gebaute Hof aus dem frühen 19. Jahrhundert können wir besichtigen – glücklicherweise, denn im weiteren Verlauf der Reise sind fast alle Museen bereits geschlossen. Der große Hof mit seinen 13 Räumen ist wirklich interessant und einen Besuch wert. Auf unserem Weg nach Sauðarkrókur geraten wir mehrmals in kleine Schafherden, die von ihren Besitzern nach Hause getrieben werden – offensichtlich hat heute der Schabtrieb stattgefunden. Das Wetter wird zunehmend schlechter, in Sauðarkrókur gucken wir uns wegen des Sturms und anfangenden Regens nur relativ kurz um, aber der Stockfisch im Hafen hört sich an wie ein riesiges Windspiel. Auf der anderen Seite des Fjords besuchen wir noch die Hütte des alten Fährmanns, bevor wir (mit einer asiatischen Nudelspezialität gestärkt) weiterfahren. Kurz vor unserem Tagesziel Hofsós besichtigen wir noch die schnuckelige Torfkirche von Gröf – ein winziges, hübsches Kirchlein. Da aber Regen sowie Wind weiter zunehmen, fahren wir anschließend auf direkten Weg zum Campingplatz von Hofsós. Der Platz scheint schon für den Winter geschlossen zu sein, wir sind die einzigen auf dem Platz, aber immerhin sind die Toiletten noch offen. Und außerdem haben wir das in Island seltene Glück, im Windschatten zweier Hecken stehen zu können.
Auch Sturm und waagerechter Regen können uns nicht von einem kleinen Abendspaziergang abhalten. Wir wollen herausfinden, ab wann morgen das örtliche Schwimmbad geöffnet hat und den örtlichen Cache finden. Das Schwimmbad liegt wunderbar direkt an den Basaltklippen mit tollem Blick auf's Meer und wir freuen uns schon auf's morgendliche Badevergnügen. Anschließend geht es auf abenteuerlich Kletterpartie über die gischt- und regennassen Basaltsäulen. Das hat wirklich Spaß gemacht, und selbst bei diesem Wetter ist die Küste atemberaubend schön. Nach Käsespätzle zum Abendessen planen wir den morgigen Tag und gehen dann schlafen in der Hoffnung, während der Nacht nicht umgepustet zu werden.

 

10.09.2012 - Tag 5: Hofsós > Siglufjörður > Akureyi (176 km)

Die Nacht war extrem stürmisch und der Camper hat ordentlich gewackelt, obwohl wir abends noch die Schnauze exakt in Windrichtung ausgerichtet haben. Ich habe dementsprechend kaum geschlafen, dabei war es bisher die wärmste Nacht... Der Wind pfeift immer noch ordentlich, die Frontscheibe ist grün von zerfetzten Blättern. Wir sind gespannt, was der Tag bringen mag und freuen uns auf ein warmes Bad im wunderschönen Sundlaug – und müssen enttäuscht feststellen, dass es wegen des Wetters geschlossen hat. Tja, schade, dann geht es halt so weiter entlang der Küstenstraße 76 gen Norden. Wie gesagt, Küstenstraße – und das bei mittlerweile heftigem Schneesturm mit orkanartigen Böen. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der frühe Wintereinbruch offenbar einen Rekord darstellt (Zitat icelandreview.com vom 10.09.: „Between 15 and 20 centimeters of snow in North and Northeast Iceland... believed to be a new record for snowfall at this time of the year... People are advised against travelling today.“). Naja, wir reisen trotzdem ;-) Das Meer zeigt uns mit bestimmt 6 Meter hohen Wellen seine raue Seite, und will uns mit den Böen bestimmt in den Abgrund locken... Aber unser Camper bringt uns sicher ans Kap Sauðanes, wo Matti trotz des Sauwetters noch einen Cache findet. Dann geht es per Tunneldirektverbindung in die Heringstadt Siglufjörður und dort ins örtliche Schwimmbad. Wir haben Schwimmbecken und den Hot Pot im Innenhof ganz für uns allein und genießen das warme Nass – welch ein Kontrast zwischen heißem Hot Pot und dem Schneetreiben um uns herum!
Frisch gebadet tanken wir nach und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt, dann geht es durch den neuen Tunnel nach Ólafsfjörður. Bei einem kurzen Halt werde ich vom Wind mal eben kurz neben mir abgestellt, und schlüpfe dank eines schmerzhaften Gesichtspeelings schnell wieder in den Wagen. Die Weiterfahrt bis Akureyri führt über teilweise recht verschneite Straßen, und wir begegnen unserem ersten isländischen Schneeräum-Mobil. In der zweitgrößten Stadt Islands mit den herzigen Ampeln finden wir schnell ein großen Parkplatz und gehen im Schneesturm shoppen – jetzt haben wir beide hübsche Strickjacken :-) Leider macht uns die Dame an der Kasse keine großen Hoffnungen, was das Wetter in den kommenden Tagen angeht. Naja, abwarten... Aufgrund des ekelhaften Wetters begrenzen wir unsere Stadtbesichtigung auf ein Mindestmaß und brechen schnell auf in Richtung Goðafoss. Pustekuchen – nach 17km ist die Ringstraße gesperrt und wir müssen wieder umdrehen. Diese Erfahrung bringt uns dazu, uns eine Prepaid-Internet-SIM für's Smartphone zuzulegen, um so in den nächsten Tagen Straßenverhältnisse und Wetter im Voraus checken zu können. Da wir uns schon zuhause über diese Option informiert haben, wissen wir, bei welchem Anbieter es die billigste Prepaid-Karte mit sinnvoller Netzabdeckung gibt, und werden in einem großen Einkaufscenter fündig. Wir wollen dort noch einkaufen und Geld abheben und sind gerade auf dem Weg zum Geldautomaten, als der Strom ausfällt... Glück gehabt! Wir warten eine Weile in der Annahme, dass der Strom bestimmt schnell wieder da ist. Hier ist es wenigstens warm (wenn auch dunkel ;-)). Als wir aber bei einem Blick nach draußen feststellen, dass auch die Ampeln und alle anderen Lichter aus sind, beschließen wir, uns an der Tourist-Information über windgeschützte Stellplatz-Möglichkeiten für die Nacht zu erkundigen. Kaum sind wir im Auto – ist der Strom offenbar wieder da. Auf dem Weg vom Auto zum Einkaufszentrum findet folgender Dialog statt:
Ich: „Das war ja klar, kaum sind wir raus...“ - Matti: „Ja, die sollten uns dankbar sein – wir haben den Strom wieder angestellt.“ - „Solange wir ihn nicht wieder ausmachen, sobald wir rein gehen...“ Wir öffnen die Tür, gehen drei Schritte – und wieder Blackout. Matti: „Und du bist schuld!“
Also doch auf zur I. Das von uns dafür gehaltene Gebäude (mit großen I draußen) stellt sich zwar als Bus-Terminal heraus, aber uns wird der Weg zum Campingplatz beschrieben und für den Fall, dass dieser geschlossen hat, bekommen wir einen Stellplatz im Windschatten eines großen Reisebusses angeboten. Das Angebot nehmen wir nach kurzem Blick auf den Campingplatz dankend an – der liegt auf einem Hügel absolut nicht windgeschützt und ist von bestimmt 20 Zentimetern Schnee bedeckt. So stehen wir wunderbar im Windschatten und das sogar mit Meerblick. Im Laufe des Abends flaut der Wind ab, und während es um uns herum keinen Strom gibt, sind wir froh, autark zu sein und haben Licht und Kühlschrank und Kochstelle ;-)
   

11.09.2012 - Tag 6: Akureyi > Laufás > Goðafoss > Mývatn Nature Bath > Hverarönð > Mývatn-Umrundung > Vogar (181 km)



Diese Nacht war wesentlich unwackeliger als die letzte, und heute morgen ist kaum mehr Wind und auch der Regen hat aufgehört. Allerdings ist die Ringstraße über den Pass Víkurskarð offenbar immer noch gesperrt. In der Hoffnung, dass sich das noch ändert, fahren wir erst noch in die Stadt, füllen Wasser auf, heben Geld ab (ohne Stromausfall ;-)) und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein. Dann geht es trotz weiterhin vorhandener Sperrung los, und bei besserem Wetter bietet die von gestern bekannte Strecke einen tollen Ausblick auf Fjord und Stadt. Dank der Sperrung nutzen wir eine Umfahrung über eine Schotterpiste durch ein Tal, und kommen so auch am Torfhof Laufás vorbei. Hier schauen wir uns um, können die Gebäude aber leider nicht besichtigen, da schon für den Winter geschlossen ist. Gut, dass wir die Gelegenheit der Besichtigung in Glaumbær genutzt haben. Von außen sieht es hier sehr ähnlich aus, aber durch die Fensterchen kann man erahnen, dass der bis 1936 bewohnte Hof von innen etwas moderner eingerichtet ist. Stattdessen schauen wir uns die daneben liegende Kirche genauer an – der Innenraum ist schön hell und ziemlich bunt. Kurz hinter Laufás geht es dann auf die Schotterpiste Richtung Süden. Hier bietet sich uns ein herrliches Bergpanorama mit ordentlich Schnee, aber aufgrund der Sperrung auch einiges an Verkehr.
Zurück auf der Ringstraße heißt unser nächstes Ziel Goðafoss. Hier können wir mit Wasserfallblick parken, und so gibt es unsere Brotzeit noch vor der Besichtigung des Falles bei allerbester Aussicht auf den Goðafoss mit schneebedeckten Bergen im Hintergrung, während hier alles schneefrei ist. Anschließend erwandern wir beide Seiten des 30m breiten Wasserfalls und machen viele Fotos. Dabei laufen uns sogar zwei Schneehühner vor die Linse. Bei der Abfahrt begegnen wir einem anderen Happy Camper und grüßen uns fröhlich winkend. Auf der Weiterfahrt Richtung Mývatn nimmt der Schnee zu, aber immerhin ist die Straße weiterhin gut befahrbar. Direkt am See ist die Straße dann komplett weiß, und am ersten angedachten Stopp bei den Pseudokratern von Skútustaðir ist vor lauter Schnee schon an Parken kaum zu denken, geschweige denn an eine Erwanderung der geologischen Besonderheit. So geht es direkt weiter zu den Tuffsteinformationen von Dimmuborgir. Die Straße dorthin ist komplett verschneit, aber wir sehen ein Räumfahrzeug , dass den Weg freimacht. Wir lassen diesem genügend Zeit und erkunden in der Zwischenzeit schon den Campingplatz für diese Nacht. Dann geht es über die frisch geräumte Stichstraße nach Dimmuborgir. Aber auch hier sehen wir schnell von einer Besichtigung ab, denn der knietiefe Schnee ist ohne Schneeschuhe (die leider im Schrank in Aachen liegen) nicht sonderlich einladend. Also greifen wir auf Plan B zurück: Ab ins warme Wasser der „grünen Lagune“ bei soviel Schnee und Kälte. Das Thermalbad Mývatn Nature Bath ist das nordische Gegenstück zur blauen Lagune bei Reykjavík. Es ist einfach faszinierend, in diesem wunderbar heißwarmen Wasser zu treiben, während rundherum der Schnee liegt, und nach einiger Zeit kommt zu unserer Freude sogar die Sonne raus. Nach etwa zwei Stunden Entspannung reicht es uns aber (wobei wir stolz sind, so lange „ruhig“ geblieben zu sein ;-)) und wir gehen duschen – und werden in den Umkleiden jeweils von einer Horde Japaner (-innen in meinem Falle) überrannt. Puh, da sind wir wohl gerade rechtzeitig aus dem Wasser geklettert, denn im Foyer wartet eine weitere Busladung...
Frisch durchgewärmt geht es ins Hochtemperaturgebiet Hverarönð direkt auf der anderen Seite des Namafjáll. Wir haben die Hoffnung, dass hier aufgrund der herrschenden Temperatur trotz Schnees eine Besichtigung möglich sein sollte, und unser Plan geht auf. Es gibt zwar keinen Parkplatz (die Zuwegung ist wie die ganze Umgebung tief verschneit und alle „parken“ mitten auf der Ringstraße, aber trotz der Schneemassen ist es möglich, das Solfatarenfeld auf seiner ganzen Länge zu erlaufen. Das sich uns bietende Gesamtkunstwerk ist einfach von unbeschreiblicher Schönheit: Schnee, Sonne, Wind, brodelnde Schlammlöcher und rauchende Solfatare – Island zeigt sich uns als Land aus Feuer und Eis von seiner schönsten Seite! Auch wenn uns das Wetter was größere Wanderungen in dieser Gegend angeht einen Strich durch die Planung gemacht hat, hat es für uns hier doch eine der beeidruckendsten Impressionen geliefert.
Wir beschließen, das tolle Winterwetter für eine Umrundung des Mývatn zu nutzen. Direkt hinter Reykjahlíð liegt ein Milch-LKW im Graben und uns wird noch einmal bewusst, wieviel Glück wir haben, nicht irgendwo festzustecken. Zu Hause lesen wir auf Icelandreview.com, dass in diesen Tagen mehr als 100 Touristen aus misslichen Lagen gerettet werden müssen. Zudem entdecken wir den Grund für die gestrigen Stromausfälle – der Blizzard hat hier fast alle Strommasten umgeknickt, und die Reparaturarbeiten sind schon in vollen Gange. Die Räumfahrzeuge kämpfen überall gegen die Schneeverwehungen, was ihnen aber nur kurzzeitig gelingt und wir sind froh über unser Allrad und die Sauerländer Schneeerfahrungen ;-) Aber die Mývatn-Umrundung bietet uns auch viele tolle Anblicke: Der Kontrast von reinweißem Schnee und dunkler Lava in der Abendsonne ist wirklich ein Genuss für die Augen.
Am Campingplatz in Vogar stehen wir auf dem Parkplatz vor der Rezeption (die gleichzeitig Pizzeria ist), da die Camping-Wiese mit bestimmt 20cm Schnee nicht befahrbar ist. Da wir als Campinggäste 15% Rabatt auf die Pizzen bekommen, gönnen wir uns diesen Luxus und genießen die ungewöhnliche, aber extrem leckere Húsfreyjan-Pizza mit viel Pfeffer. Hier ist es warm, die Bedienung super nett, und der Ausblick gut – was will man mehr?
   

12.09.2012 - Tag 7: Vogar > Dimmuborgir > Kirkjubæjarkirkja > Hengifoss > Leuchtturm Streitishvarf (360 km)

Wir haben gut geschlafen, obwohl wir heute morgen bei -3,5°C im Camper aufgewacht sind. Überall ist Eis, und unsere Schuhe sind am Boden festgefroren... Aber jetzt scheint die Sonne und mit der Heizung wird es auch schnell warm.
Erster Tagesordnungspunkt ist ein zweites Rendezvous mit Dimmuborgir. Die Überlegung dahinter: Bestimmt gab es gestern ein paar Leute, die verrückt genug waren, durch den Schnee zu laufen, so dass wir heute zumindest nicht komplett den Schneepflug spielen müssen. Und so ist es dann auch. Am Café von Dimmuborgir angekommen erwartet uns zunächst ein deutscher Reisebus. Und während die Herrschaften ausschwärmen (und unserem Camper im Weg stehen), fangen Busfahrer und Reiseleiter an, Platz zum Wenden freizuschaufeln. Als wir mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ aussteigen, werden wir verdutzt angeguckt und ein paar vereinzelte „Morgen“ kommen zurück. Dann geht es durch den wadentiefen Schnee. Dimmuborgir heißt übersetzt „Düstere Burgen“, aber bei Schnee und strahlendem Sonnenschein kann von düster nun wirklich keine Rede sein, Der Kontrast zwischen dem absonderliche Formen bildenden schwarzen Lavagestein und dem strahlend weißen Schnee ist wirklich toll anzuschauen. Das ist die Entschädigung dafür, dass wir hier nur einen kleinen Spaziergang statt einer großen Wanderung zum Hverfjall, dem in der Nähe lockenden Krater machen können. Aber spätestens jetzt steht fest, dass wir noch einmal nach Island müssen. Ab heute heißt es den ganzen restlichen Urlaub nur noch „Das müssen wir dann beim nächsten Mal machen!“. ;-) Lustig ist, dass Sonne und Kälte die Oberfläche des Schnees verharscht haben, so dass wir über den Schnee gehen können. Aber trotzdem kommt man so nicht wirklich vorwärts, und es bleibt bei einem kurzen Spaziergang, auch aufgrund der Tatsache, dass es keinen wirklichen Parkplatz mehr gibt und wir nicht riskieren wollen, zugeparkt zu werden.
Nach einem kurzen Tankstopp in Reykjahlíð geht es über die bekannte Strecke Richtung Hverarönð, wo wir Richtung Krafla abbiegen. Unser Ziel ist der Kratersee Víti, aber da die Straße ab dem Kraftwerk extrem riskant (steil, schmal, kurvig und komplett mit Schnee und Eis bedeckt) aussieht, brechen wir den Versuch ab. Aber beim nächsten Mal...
So geht es zurück auf die ebenfalls schneebedeckte Ringstraße und weiter durch eine pitoreske Eislandschaft rechts und links (und auf) der Straße. Eigentlich hatten wir hier einen Abstecher zur Schlucht Ásbyrgi und zum Dettifoss geplant, aber aufgrund des Wetters war uns schon vorher klar, dass das nichts werden kann. Als wir am passenden Abzweig vorbeikommen sehen wir unsere Befürchtung bestätigt: Die Straße ist von einem guten halben Meter Schnee bedeckt. Als wir wird das dieses Jahr nichts – aber beim nächsten Mal...
Kurz nach unserer Mittagspause passieren wir die Schneefallgrenze und wenig später windet sich die Straße in ein grünes Tal und überquert den Jökulsá á Dal. Hier pausieren wir kurz, um dann unseren Abstecher über die 925 zu beginnen (und diesen direkt wieder für eine weiter Pause an der Schlucht zu unterbrechen). Der Umweg gilt in erster Linie der kleinen Kirche von Kirkjubæjarkirkja, eine der ältesten Holzkirchen Islands aus dem Jahr 1851. Die schwarze Kirche ist von innen wieder einmal erstaunlich bunt und bietet mit der Kanzel aus dem 16. Jahrhundert eine echte Sehenswürdigkeit. Die Landschaft hier steht im krassen Gegensatz zur Eislandschaft des Vormittags, und wir genießen die Sonne.
Vorbei an einem Wasserkraftwerk geht es dann nach Egilsstaðir, wo wir zum ersten Mal frischen Lachs in essbaren Portionen finden, und nicht im Kilopack für die isländische Großfamilie (oder zumindest eine Familie mit großer Kühltruhe). Wir fahren weiter Richtung Parkplatz am Hengifoss, dem nächsten Wasserfall auf unserer Liste (bzw. der übernächste, da man auf dem Weg automatisch den Litlanesfoss passiert). Von Parkplatz aus geht es bergauf, und das für 2,5km. Da ich seit gestern etwas angeschlagen bin, ist das extrem anstrengend, aber der Anblick des 120m hohen (und damit dritthöchsten isländischen) Wasserfalls mit seinen roten Sedimentschichten entschädigt für den Aufstieg. Auch der unterhalb liegende kleinere Litlanesfoss, gefällt uns, ist ist so ganz anders als sein großer Bruder: Hier können wir tolle Basaltsäulen bewundern. Und auf dem Rückweg bietet sich ein toller Blick auf den See Lagarfljót und die dahinter liegenden Berge.
Zurück am Auto stellt sich die Frage, wo wir heute übernachten. Ursprünglich war der Parkplatz hier zur Übernachtung angedacht, aber die „NO CAMPING“-Schilder sprechen dagegen, und eigentlich ist es auch noch ein bisschen früh. Andererseits sind auf den nächsten Kilometern keine Übernachtungsplätze in unserem Buch eingezeichnet, aber da wir eigentlich nur irgendeinen schönen Parkplatz brauchen, beschließen wir, einfach drauf los zu fahren und die Augen offen zu halten. So geht es zunächst den Lagarfljót entlang zur Ringstraße, und dann über den Pass Breiðdalsheiði Richtung Meer. Die Passfahrt ist ganz schön abenteuerlich, die Schotterpiste ist schlecht und die Serpentinen sind nur an wenigen Stellen durch Leitplanken gesichert. Aber das Bergpanorama ist wunderschön, denn die Rhyolitberge sind hübsch bunt und die Wolken malen lustige Streifen an den Himmel. Kurze Zeit später finden wir dann unseren Stellplatz für diese Nacht. So haben wir es heute auf ganze 354 Camper-Kilometer gebracht, und stehen jetzt auf einem wunderschönen Platz direkt an einem Leuchtturm auf der Landspitze Streitishvarf mit Blick auf's Meer. Und zum Abendessen gibt es passend zum Meerblick Lachs mit Kartoffelpüree *mjam*
   

13.09.2012 - Tag 8: Leuchtturm Streitishvarf > Hvalnes > Stokksnes > Höf (176 km)

Auch diese Nacht war wieder relativ windig, dafür aber mit einer morgendlichen Temperatur von knapp 9°C auch schön warm. Der heutige Tag ist aufgrund der eher bescheidenen Wettervorhersage und mangelnder „Großattraktionen“ als eine Art Ruhetag geplant. Tagesziel ist der Campingplatz in Höfn und wir nehmen einfach ein paar der kleineren Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke mit. So halten wir zunächst an einem kleinen, aber sehenswerten Wasserfall des Fossá, den wir ohne den passenden Cache wohl nicht gesehen hätten. Durch Djúpivogur drehen wir nur eine kleine Runde mit dem Auto, und schauen uns im Hafen das Kunstwerk „Eggin í Gleðivík“ - 34 übergroße Steineier auf Betonsockeln. Bei der Weiterfahrt auf der hier extrem kurvigen und hügeligen Ringstraße freuen wir uns wieder einmal über Sauerländer Fahrkünste.
Dann kommt mit Hvalnes auch schon der nächste Leuchtturm der heutigen Tages, hier machen wir einen kleinen Wellen-Guck-Spaziergang. Im weiteren Verlauf der Fahrt sehen wir hunderte Singschwäne, die im stillen Wasser der Nehrung familienweise zusammenstehen oder -schwimmen. Ursprünglich wollten wir den Tunnel vor der Halbinsel Stokksnes auf der alten Passstraße umfahren, die laut Reiseführer tolle Aussichten bieten soll – aufgrund des tiefhängenden Nebels wagen wir das für den heutigen Tag zu bezweifeln und nehmen so doch den Tunnel. Direkt danach biegen wir links ab und fahren zu einem kleinen Stellplatz auf Stokksnes, wo wir mit Blick auf Meer und Radarstation eine Tortenpause mit leckerer, aber ziemlich süßer Kaffiterta einlegen. Die vorgelagerten Schären sind bei dem heutigen Wetter ziemlich spektakuläre Wellenbrecher, zerstören aber alle Hoffnungen auf die Anwesenheit der hier wohl öfters anzutreffenden Seehunde.
Und dann sind wir nach kurzer Fahrt auch schon in Höfn angelangt. Nach dem Tanken stellen wir den Camper auf dem Campingplatz ab und machen uns bald auf zu einem kleinen Abendspaziergang durch die isländische Kleinstadt (also gut 1500 Einwohner ;-)). Die Atmosphäre vor allem auf der Halbinsel hinter der Stadt ist nahezu gespenstisch – es ist immer noch leicht nebelig, die Sonne sorgt für ein faszinierendes Zwielicht und der Nebel dämpft alle Geräusche. Während es am Anfang des Spaziergangs noch leicht regnet, wird es bald trocken und klart nach und nach immer mehr auf.
Zurück am Campingplatz gehe ich Duschen, und als ich zurück komme sagt Matti: „Ich glaube, das da hinten ist der Vatnajökull.“ Und wirklich, wir stehen hier mit Blick auf den größten Gletscher Europas – und haben es aufgrund des Nebels beim Abstellen nicht einmal bemerkt... Die Abendsonne bringt die Berge zum Glühen, und wir können uns kaum sattsehen an Bergen und Gletschern – und morgen geht es dann ganz nah ran!

   

14.09.2012 - Tag 9: Höfn > Jökulsárlón > Fjallsárlón > Kvíárjökull > Hof > Svínafellsjökull > Skaftafell (156 km)

Diese Nacht war sehr ruhig, und heute morgen wurden wir von der Sonne geweckt. Und der fantastische Blick auf das sonnige Bergpanorama um uns herum ist wirklich ein guter Start in den Tag.
Heute steht eines der naturspektakulären Highlights Islands an: die Gletscherlagune Jökulsárlón. Da wir hier relativ früh (vor den großen Touristenmassen) sein wollen, geht die Fahrt dorthin schnell. Wir genießen den Blick auf diverse Gletscherzungen entlang des Weges und begegnen wieder Unmengen an Singschwänen. Und dann sind wir auch schon da, und direkt vollkommen von diesem besonderen Anblick in den Bann gezogen. Der mit 248m tiefste See Islands ist ein Gletschersee, in den die Gletscherzunge Breiðamerkurjökull des Vatnajökull kalbt. Er besticht mit den teilweise riesigen treibenden Eisbergen und deren tollen Farben. Uns zieht es direkt ans Wasser, wo wir von drei Seehunden begrüßt werden. Welch ein Anblick! Mittlerweile ist der Himmel etwas bedeckt, was aber das Blau der Eisberge noch besser hervortreten lässt als bei Sonnenschein. Wir können uns kaum vom Anblick losreißen, aber da wir das Ganze auch noch aus einer anderen Perspektive bestaunen wollen, müssen wir uns erst einmal Plätze auf dem Amphibienboot sichern.
Heute treiben im Vergleich mit uns bekannten Bilder der Lagune recht viele Eisberge, und wir fragen uns schon, ob so eine Fahrt durch die Eisberge mit dem Amphibienfahrzeug überhaupt möglich ist. Aber wir sichern uns die beiden letzten Plätze auf der ersten Tagestour – gemeinsam mit einem ganzen Bus voller Japaner geht es dann los. Zunächst eine Weile über Land, und dann geht es ab ins Wasser. Ein Schlauchboot erkundet vor uns den Weg und treibt teilweise die Eisberge etwas zur Seite. Das Interessanteste an der Fahrt ist eigentlich das Fahrzeug ;-), aber wir bekommen ein Stück Gletschereis zum probieren („hopefully the oldest thing you'll ever taste...“) und sehen einige der absonderlichen Eisskulpturen von Nahem. Außerdem erfahren wir, dass der See für die Dreharbeiten zu „James Bond – Die another day“ komplett zugefroren wurde, indem man den Zulauf des salzigen Meerwassers unterbunden hat – was ein Aufwand...
Zurück an Land, machen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang des Sees, finden einen Cache und absolvieren einen Wettbewerb im Gletschereis-Weitwurf. Dann geht es noch zum naheliegenden Strand. Dort werden die aus der Lagune getriebenen Eisberge angetrieben und bieten ein tolles Bild: schwarzer Sand mit weiß-blau-kristallenen Eisbergen darauf, und dahinter das weite Meer... Wir machen unzählige Fotos und klettern auf den Eisbergen herum :-)
Dann geht es mit dem Auto weiter Richtung Fjallsárlón, dem nächsten Gletschersee. Auf dem Weg dorthin entdecken wir zunächst das Base Camp eines Filmteams. Wie sich später herausstellen soll, ist es wohl die Crew um Ben Stiller, die aktuell an verschiedenen Orten in Island ein Remake des Films „The secret life of Walter Mitty“ dreht. Der Abstecher zum Fjallsárlón führt uns über eine überaus schlechte Straße auf die alte Ringstraße, auf der wir dann kurz vor der nicht mehr vorhandenen Brücke über den Fjallsá parken. Alleine schon diese weggespülte Brücke ist sehenswert, aber der kleine Gletschersee ist wirklich toll. Im Gegensatz zum Jökulsárlón sind wir hier komplett alleine (kein Wunder bei der Straße hierher), und auch hier kann man tolle Eisberge im Wasser treiben sehen. Zudem ist man hier viel näher am eigentlichen Gletscher, und kann die Abbruchkante genau sehen. Hier gefällt es uns wirklich ausnehmend gut, und wir sind froh, diesem Tipp unseres Reiseführers gefolgt zu sein. Kurze Zeit später gibt es einen weiteren Gletscherabstecher, diesmal zum Kvíárjökull. Hier sind besonders die Moränenhügel interessant, die wir auf dem Weg Richtung Gletscher überklettern.
Die kleine Torfkirche in Hof aus dem Jahr 1884 gefällt uns besonders gut, und wir erkunden sie und den umliegenden Friedhof gründlich. Und nach dem ganzen Gletscher-Weiß ist es schön, mal wieder etwas bunter zu sehen. ;-) Als wir nach der Erkundung wieder ins Auto steigen, fällt uns gerade noch rechtzeitig auf, dass hier auch ein Cache liegt – also noch einmal raus und suchen, bevor es weiter geht zum, wie soll es auch anders sein am heutigen Tag: Gletscher.
An den Svínafellsjökull kommen wir nun wirklich nah heran, und können auf einem steinigen Pfad oberhalb der Gletscherzunge herum kraxeln. Der Gletscher spielte zum Bespiel im Film „Batman Begins“ erfolgreich die Rolle des Himalaya... Kurze Zeit später erreichen wir dann auch schon das Tagesziel, den Campingplatz Skaftafell. Der Vatnajökull-Nationalpark, in dem der ehemalige Skaftafell-Nationalpark aufgegangen ist, umfasst ganze 13% der Fläche Islands und ist somit der zweitgrößte Europas. Nachdem wir uns im Infozentrum umgeguckt haben, suchen wir uns auf dem riesigen Campingplatz einen schönen Stellplatz und machen uns fertig für unseren „Abendspaziergang“. Dieser führt uns über 200 Höhenmeter bergauf zur bekanntesten Attraktion hier: dem Svartifoss. Dieser Wasserfall mit den wie Orgelpfeifen wirkenden schwarzen Basaltsäulen ist wirklich sehr hübsch, und auch sonst gefällt es uns hier gut. Durch die Birkenwäldchen fühlen wir uns stark ans schwedische Fjäll erinnert, und fühlen uns direkt wohl. Zurück im Infozentrum schauen wir noch eine Dokumentation über den Gletscherlauf des Jahres 1996, bei dem durch einen Ausbruch des Vulkans Gjálp im Grímsvötn-System der Fluss Skeiðará mit einem Volumen von bis zu 45000m³ Wasser pro Sekunde die Sandebene Skeiðarársandur überschwemmte und dort bis zu 10 Meter hohe Eisblöcke anschwemmte. Da wir morgen noch hoch hinaus wollen, gehen wir noch früher schlafen als sonst.
   

15.09.2012 - Tag 10: Skaftafell > Kristínartindar > Skaftafell (24,5 km)

Heute ist unser Wandertag. Gestern abend haben wir uns im Infocentrum und unseren Reiseführern noch etwas über die Wandermöglichkeiten hier informiert, und eigentlich nur zwei gute Vorschläge für Tagestouren gefunden: einer durch's Tal Morsárdalur zu einem Hot Pot, und einer zum Gipfel Kristínartindar. Wir entscheiden uns natürlich für die anspruchsvollere Klettertour ;-)
Nach einem ordentlichen Frühstück geht es um 9 Uhr los – allerdings bei Nebel und Nieselregen. Wir fragen uns zwar, ob eine Bergtour bei diesem Wetter Sinn macht, aber die Wettervorhersage sah nicht sooo schlecht aus, und außerdem können wir im Zweifelsfall die Tour ja immer noch abkürzen und doch im Tal wandern. Und wenn wir uns etwas vorgenommen haben, ziehen wir das auch durch! Die ersten Kilometer ab dem Campingplatz geht es über kleine Wege durch den Wald, und wir fühlen uns wie auf den ersten Kilometern des Kungsleden. Aber schon bald haben wir die Baumgrenze überschritten und kommen am ersten Aussichtspunkt Sjórnarnípa an – und sehen: Nichts, außer Nebel. Eigentlich soll man hier einen tollen Blick auf den Skaftafellsjökull haben, aber wir stehen mitten in der Nebelsuppe – eine gespenstische Stimmung. Das einzige, was wir hören, sind immer wieder Gänse, und manchmal tauchen sie aus dem Nebel über unseren Köpfen auf. Aber so langsam beginnt die Sonne mit ihrer Arbeit, und es entstehen die ersten Nebellöcher. Ein tolles Erlebnis, wie so langsam der Gletscher aus dem Nichts auftaucht. Der Weg geht stetig bergan und wird zunehmend steiler und herausfordernder. Trotzdem kommen wir gut voran, auch wenn wir alle Nase lang für Fotos anhalten müssen. Der Nebel sorgt für eine ganz besondere Lichtstimmung, und wir genießen das Schauspiel der wabernden Nebelschwaden und die wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht. Irgendwann haben wir nach einer ordentlichen Kraxelei den Sattel zwischen den kleineren südlichen und dem anvisierten nördlichen Gipfel erreicht. Kristínartindar sind mehrere Gipfel, die die erodierten Überreste des Kraterrandes des erloschenen Vulkans Skaftafell darstellen, und auf dem Sattel kann man die Dimensionen dieses Kraters erahnen. Langsam frage ich mich, ob wir wirklich da rauf wollen?? Es sieht extrem steil und unwegsam aus, und wir müssen noch ganz schön viele Höhenmeter hinter uns bringen. Aber wenn wir uns etwas vorgenommen haben...
Die letzten Meter geht es wirklich steil bergauf, und das auf purem Geröll. Oben auf 1126Metern angekommen werden wir von ein paar Schneehühnern begrüßt. Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein und machen dann eine gemütliche Rast mit Kaffiterta und heißem Kakao. Uns bietet sich hier oben wirklich die wunderbarste Aussicht, Gletscher in alle Richtungen (außer der, aus der wir gekommen sind). Und wir können sogar den höchsten Wasserfall Islands sehen, der noch nirgendwo als solcher aufgeführt ist und auch noch keinen Namen hat: Im Morsárjökull ist ein 228m hoher Wasserfall entstanden, den man von hier oben wunderbar sehen kann.
Wir haben es geschafft und gemeinsam unseren ersten Berg bestiegen!
Der Name: Kristínartindar
Die Höhe: 1126m
Die Belohnung: unser bisher höchster Cache, tolle Aussichten und eine Menge Endorphine!
Der Rückweg ist auf dem ersten Teil nicht weniger spannend als der Aufstieg, denn jetzt kann man sehen, wie tief es bei einem falschen Schritt bergab gehen würde... Der Abstieg über die andere Seite ist wesentlich einfacher, nur die Knie haben zu leiden. Mittlerweile strahlt die Sonne nur so vom Himmel herab und wir sind sehr zufrieden mit dem Tag im Allgemeinen und unserer Leistung im speziellen. Immer wieder schauen wir zurück: „ Guck mal, da oben waren wir.“ „Da oben ist der Gipfel“... Von der Hochebene Nyrðrihnaukur aus bietet sich ein schöner Blick auf's Morsárdalur unter uns. Auch dort sieht es sehr schön aus, aber wir sind trotzdem sehr froh, dass wir uns in die Berge gewagt haben. Hier begegnen wir mehreren anderen Wanderern, die fragen, ob wir auf dem Gipfel waren und wissen wollen, wie lange sie wohl bis oben brauchen würden. Über den Aussichtspunkt Sjónarsker geht es bergab zum Svartifoss und dann zurück zum Campingplatz. Am Camper legen wir eine Pause ein, aber es ist noch früh und anscheinend hat uns die Bergtour noch nicht ausgelastet: Kurze Zeit später gehen wir wieder los. Wir wollen noch den geologischen Infopfad bis zum Fuße des Skaftafellsjökull erkunden. Dieser ist Teil des Infozentrums und sehr interessant gestaltet. Mit einer kleinen Broschüre und den Nummern entlang des Pfades bekommt man einige geologische Besonderheiten der Umgebung erklärt. Auch der Pfad an sich durch die Moränenhügel ist sehr schön und ein guter Abschluss unseres Wandertages.

   

16.09.2012 - Tag 11: Skaftafell > Dverghamrar > Kirkjugólf > Reynisdrangar > Dyrhólaey > Sólheimajökull > Skógar (214 km)

Diese Nacht haben wir wirklich gut und auch lange geschlafen. Kein Wunder, nach dem Wandertag gestern :-). Heute morgen haben wir geduscht (zu zweit, da wir 400ISK für einmal Duschen doch etwas teuer fanden *g*) und gut gefrühstückt, und dann ging es los. Allerdings nicht weit, denn das erste Mal halten wir nach wenigen Kilometer Ringstraße an den Überresten der Brücke über den Skeiðará, die beim Gletscherlauf im Jahr 1996 von den Wassermassen und Eisblöcken weggerissen wurde. Dieses verbogene Stück Metall ist wirklich beeindruckend.
Eigentlich wollten wir uns anschließend in Núpsstaður Torfhöfe und Kirche angucken, aber die Zufahrt ist mit einem Schild „Private Property“ versperrt. Schade, denn in allen Reiseführern wird der Hof angepriesen, und die Fotos sehen gut aus. Aber so geht es halt weiter zu den Zwergenfelsen „Dverghamrar“. Um diese Felsformation ranken sich viele Geschichten, und vor Ort kann man sich gut vorstellen, dass hier so allerlei „Volk“ wohnt – Zwerge und Elfen... Die Basaltformationen sind wirklich wunderschön, und der kleine Spaziergang durch die Felsen gefällt uns sehr gut. Nur wenige Meter weiter besuchen wir in Foss á Sidu den namensgebenden Foss, und die unterhalb grasenden Pferde. Dies ist das erste Mal in der ganzen Zeit in Island, das wir Islandpferden nahe kommen. Und diese hier sind sehr zutraulich und kommen, um sich ihre Streicheleinheit abzuholen. Hier erleben wir zum wiederholten Mal ein Ringstraßen-Phänomen. Man steuert einen Parkplatz an (entweder weil man spontan Lust dazu hat oder weil er im Reiseführer empfohlen wurde oder weil man was essen will oder...). Man ist ganz alleine und genießt die Umgebung – und schon hält das nächste vorbeifahrende Auto genau neben einem, einer der Insassen springt mit Kamera aus dem Auto, und guckt sich hektisch um, warum wir wohl hier halten und was es hier zu sehen gibt... Dieses Phänomen tritt auch gerne in Kombination mit dem Frauen-Kamera-Phänomen auf, wo die Frau die Kamera in die Hand gedrückt bekommt, um dann stundenlang erklärt zu bekommen, wie das Teil nun funktioniert......
Unser nächster touristischer Halt widmet sich dem Kirchenboden von Kirkjubæjarklaustur – dem Kirkjugólf. Diese Basaltsäulen sind durch Gletscher so abgeschliffen worden, dass sie wirklich aussehen wie ein gepflasterter Kirchenboden. Es macht Spaß, die wunderbar regelmäßigen sechseckigen Basaltsäulen einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Zurück am Parkplatz machen wir erstmal unsere Brotzeit und beobachten, wie sich ein Bus voller Touris laaaangsam zum Kirkjugólf begibt... Gut, dass wir uns dort noch alleine umsehen konnten ;-)
Durch das von den Lakikratern beim Ausbruch 1783/84 geschaffene Lavafeld Eldhraun fahren wir zum Hügel Laufskálavarða. Hier stand früher ein ein Hof namens Laufskógar, der im Jahre 804 durch einen Ausbruch des Vulkans Katla zerstört wurde. Traditionell wurden (und werden) hier von Reisenden, die diese Stelle das erste Mal passierten, ein Steinmännchen gebaut, das für eine sichere Weiterreise sorgen sollte. So bauen auch wir ein kleines, aber feines Steinmännchen.
Und so erreichen wir nach einem kurzen Halt bei einigen Pseudokratern auch glücklich Vík, die südlichste Siedlung Islands. Hier tanken wir und kaufen Fískibollur für's Abendessen. Wir besuchen den berühmten Strand von Vík mit den Felsnadeln „Reynisdrangar“. Der Strand ist sehr hübsch mit seinen schwarzen Lavakieseln und den Basalthöhlen. Wir laufen barfuß rum (die schwarzen Kiesel sind von der Sonne schön aufgewärmt) und wagen uns sogar ein paar Schritte ins eiskalte Wasser. Wir haben hier einen Riesenspaß (und offenbar alle die uns zugucken, auch ;-)). Auf dem Rückweg zur Ringstraße sind Schafe auf der Straße – eine Menge Schafe: Es ist wieder Sonntag und wir stecken wieder im Schafabtrieb fest. Lauter Schafe, und wir mittendrin. Da weiterfahren keinen Sinn macht, fahren wir an den Straßenrand, machen den Motor aus und essen erstmal gemütlich Torte, während es um uns herum blökt. Weiter geht es zum Kap Dyrhólaey, eine hohe Halbinsel südwestlich von Vík. Hier geht es bergauf zum Leuchtturm aus dem Jahr 1910, und wir können das Dyrhól („Türloch“), ein großes Felsentor in der herausstehenden Klippe bewundern.
Der letzte Abstecher des Tages war in dieser Form nicht geplant: Kaum biegt man eine Straße zu früh ab, steht man wenige (extrem holprige und steinige) Kilometer später vor einer Gletscherzunge... So nah wie an den Sólheimajökull sind wir an keinen anderen Gletscher herangekommen. Auf dem Rückweg zur Ringstraße sehen wir gleich zwei liegengebliebene Autos, der eine, ein Minibus, ist ordentlich von der Straße abgekommen, der zweite steht zwar auf der Straße, hat aber die Motorhaube geöffnet...
Jetzt stehen wir mit drei weiteren Mobilen (davon zwei andere Happy Camper) auf dem (geschlossenen) Campingplatz mit Blick auf den Skógafoss, zum Abendessen gibt es leckere Fischklöße, und morgen schauen wir uns den Skógafoss dann von oben an.
   

17.09.2012 - Tag 12: Skógar > Skógafoss > Seljalandsfoss > Gljúfurárfoss > Hekla > Þjóðveldisbær > Skálholt > Kerið > Hveragerði (265 km)

Und wieder liegt eine stürmische Nacht hinter uns, aber so langsam gewöhnt man sich auch daran... Jetzt ist das Wetter besser und wir machen uns auf, den Skógafoss genauer zu erkunden. Nach einer kleinen morgendlichen Dusche in der Gischt des 62 Meter hohen Wasserfalls geht es viele Stufen rauf, und das Ganze aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Hier beginnt ein Wanderweg, der bis nach Landmannalaugar führt. Beim nächsten Island-Urlaub müssen wir definitiv mehr wandern und ein richtig geländegängiges Auto mieten! Die paar Meter, die wir heute laufen, machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Der Fluss bildet hier noch diverse andere Wasserfälle ganz unterschiedlicher Natur.
Zurück am Camper geht es dann weiter zum nächsten Wasserfall, dem Seljalandsfoss. Genau wie der Skógafoss ist auch hier die Kante, über die der Wasserfall fließt, die ehemalige Küstenlinie. Nach dem Ende der Eiszeit hob sich Island um teilweise 50 Meter an, so dass eine Steilküste entstand, über die das Wasser nach unten fällt. Hier am Seljalandsfoss ist extrem viel los, aber er bietet zugegebenermaßen auch eine Besonderheit: Man kann hier hinter dem Wasserfall durchlaufen. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen (und sind froh über unsere noch recht neue, wasserfeste Kamera). Durch einen Earthcache einige Meter weiter wird uns aber ein zusätzliches, ebenfalls ganz besonderes Foss-Erlebnis geboten: Wir gelangen auf Steinen balancierend durch einen wasserführenden Canyon zum Gljúfurárfoss. Ein extrem nasses, aber auch extrem lustiges Vergnügen ganz nach unserem Geschmack.
Über die Schotterpiste 520 mit dem Eyjafjallajökull zu unserer Rechten geht es zum nächsten Wasserfall, dem Gluggafoss. Hier gibt es einige moosige Höhlen am Fuße des Wasserfalls zu erkunden, was wir natürlich ausgiebig tun. Wenige Meter weiter ist das eigentliche Ziel dieses Umweges, die Kirche Hlíðarendi. Hier lebte im 10. Jahrhundert der Sagenheld Gunnar Hámundarson, und wir schauen uns ein wenig um. Dies scheint ein touristischer HotSpot für Isländer zu sein, dementsprechend sind alle Schilder vor Ort auch leider nur auf isländisch verfasst. Trotzdem gefällt uns dieser Fleck Erde gut, und man hat eine tolle Sicht auf den Eyjafjallajökull, der sich leider etwas in den tiefhängenden Wolken versteckt.
Wir wollen gerne dem Vulkan Hekla etwas näher kommen und verlängern so unseren Abstecher über die Straßen 264 und 268 weiter in den Norden. Während der Anfang dieser Strecke recht unspektakulär ist, hat es sich für die letzten Kilometer definitiv gelohnt: Hier sieht man die Lavaströme vergangener Eruptionen, und auch sonst allerlei „Vulkanisches“. Krass finden wir die Ferienhaus-Siedlung, die offenbar auf Katastrophen-Sightseeing ausgelegt ist... Geplant war anschließend ein Besuch bei den Ausgrabungen in Stöng, einem Wikingergehöft, das bei einem Ausbruch der Hekla im Jahr 1104 verschüttet und 1939 wieder ausgegraben wurde. Allerdings ist die Straße dorthin wirklich grottig, und als wir dann im Reiseführer was von Furten lesen, drehen wir lieber wieder um. Um zumindest einen Eindruck eines Wikinger-Langhauses zu bekommen, fahren wir stattdessen nach Þjóðveldisbær, einem Nachbau des Hofes von Stöng. Leider ist das Gebäude schon für den Winter geschlossen, wir können uns das Gebäude aber trotzdem von außen angucken, während der danebenliegende kleine Kirchennachbau gerade neu mit Grassoden eingedeckt wird (bzw. der neumodischen Variante in Form von Rollrasen). Während ich auf dem Boden knieend ein Foto machen, werde ich fast von einem Hund umgerannt. Nach einer kleinen Kuschelrunde ist er wieder weg – um wenig später mit einem Stock vor mir zu stehen und mich zum Spielen aufzufordern. Wir haben unseren Spaß, und als wir um die Ecke des Hauses kommen, rufen die arbeitenden Hundebesitzer uns zu: „You can also go in if you like!“ Dieses nette Angebot nehmen wir dankend an und besichtigen das Langhaus von innen. Ohne Lampen ist es ziemlich dunkel hier drin, aber so bekommen wir bestimmt ein besseres Bild der damaligen Wohnverhältnisse, als wenn alles hell beleuchtet wäre... Wir sind noch nicht aus dem Haus raus, als der Hund mit wieder seinen Stock vor die Füße wirft ;-) Ich genieße es richtig, mal wieder mit einem Hund zu spielen, und kann mich kaum losreißen, aber für uns geht es bald weiter Richtung Skálholt. Der ehemalige Bischofssitz mit seiner Kirche ist natürlich ob seiner historischen Bedeutung sehenswert, aber die Kirche gefällt uns nicht besonders, dann schon eher die hübsche kleine Holzkapelle nebenan. Interessant sind auch die Ausgrabungen neben der Kirche, die die alte Schule zeigen.
Am Vulkankratersee Kerið überlegen wir kurz zu übernachten, aber nach unserem kurzen Spaziergang über den Kraterrand ist es noch zu früh, und wir fahren weiter nach Hveragerði. Nach Einkaufen und Tanken fahren wir zum Wanderparkplatz am Ende des Reykjadalur („Rauchtal“). Hier gibt es zum Abendbrot Flatbrauð mit Hangikjöt (geräuchertem Lammfleisch). Jetzt stehen wir mit mehreren anderen Womos auf dem Campingplatz in Hveragerði, konnten aber bisher nicht bezahlen, da trotz Ankündigung auf einem Schild niemand zu den Bürozeiten aufgetaucht ist. Wir gehen jetzt aber trotzdem schlafen, morgen müssen wir fit sein zum Wandern im Reykjadalur.

   

18.09.2012 - Tag 13: Hveragerði > Reykjadalur > Raufarhólshellir > Strandarkirkja > Seltún > Blue Lagoon > Gunnuhver (143 km, davon 14,7 zu Fuß)

Heute morgen konnten wir dann auch bezahlen, und ausgerechnet ab heute gelten die Winterpreise (und die Winteröffnungszeiten der Rezeption, die erklären, warum gestern abend niemand da war). Da der Platzwart aber nicht genug Wechselgeld da hat, und es auch keine Möglichkeit gibt, mit Karte zu bezahlen, kratzen wir unser letztes Kleingeld zusammen und haben so für die Übernachtung ganze 1103 ISK (knapp 7€) gezahlt. Nach einem kurzen Besuch beim leider geschlossene Geothermalgebiet mitten im Ort geht es wieder zum Wanderparkplatz Reykjadalur, wo es Frühstück bei bester Sicht gibt. Kurz hinter dem Parkplatz gibt es die ersten Fumerolen und heiße Quellen zu entdecken, und dann geht es bergauf. Immer am warmen (und je weiter wir kommen desto wärmer werdenden) Bach Reykjadalsá entlang geht es bergauf, bis wir bei den Überresten der Hütte Dalskarð ein Gebiet mit viele Fumerolen genauer erkunden. Weiter geht es mit der Umrundung des Bergs Ólkelduhnúkur. Hinter diesem Berg ist ein weiteres großes Geothermalgebiet, und hier finden wir unsere ersten richtigen Mudpots. Ich habe schon die ganzen Tage in allen passenden Gebieten gesucht, aber nie einen schönen Schlammtopf gefunden – und hier sind gleich mehrere, die mich mit ihrem gemächlichen „Blobb – Blobb“ verzaubern. Zurück am warmen Bach geht es wieder über den gleichen Weg zurück, allerdings auf der anderen Bachseite. Der Bach hat durchaus Badetemperatur, und wird auch regelmäßig als Badeplatz genutzt. Da wir keine Lust haben, mit halbtrockenen Füßen zurück zu wandern, belassen wir es beim regelmäßigen Aufwärmen unserer kalten Hände. Auf dem Rückweg gibt es noch ein paar beeindruckende heiße Quellen, und eine kleine Watpartie durch den an dieser Stelle breiten, aber flachen Bach. Bis auf ein paar entgegenkommende Menschen auf dem Rückweg habe wir (außer Schafen) niemanden gesehen und konnten das wunderbare Sonnenwetter in dieser tollen Landschaft alleine genießen. Zurück am Parkplatz haben wir gut 12 Kilometer hinter uns und gönnen uns unser zweites Frühstück.
Frisch gestärkt geht es weiter zur Erkundung der Halbinsel Reykjanes. Erster Halt ist die 1,3km lange Lavahöhle Raufarhólshellir nur wenige Kilometer südlich von Hveragerði. Ohne passende Ausrüstung schauen wir uns allerdings nur den Eingangsbereich an, bevor es weitergeht zur Strandarkirkja. Diese kleine Kirche haben wir zu unserer isländischen Lieblingskirche auserkoren. Sie wurde von Seeleuten nach ihrer Rettung aus einem Unwetter gestiftet, und ist einfach wunderschön gelegen. Und wie die meisten kleinen Kirchen ist sie von innen so herrlich hell und bunt. Beim Geothermalgebiet Seltún steht ein Bus, als wir ankommen, und wir wenden unsere Standard-Taktik an: Wir essen erstmal ein bisschen Kuchen, in der Hoffnung, dass der Bus seine Leute wieder einsammelt und abfährt. Aber zum ersten Mal in diesem Urlaub geht diese Rechnung nicht auf, im Gegenteil – es kommen immer mehr Busse. Beim aussteigen fällt uns unser Fehler direkt ins Auge: die Leute haben Aufkleber mit Nummern auf ihren Pullovern, und in den Bussen sind ebenfalls Nummern. Wir werden also von Kreuzfahrern überrannt (oder besser überschlichen). Also beschränken wir die Besichtigung auf ein Minimum (immerhin hatten wir heute morgen auf unserer Wanderung schon ausreichend Dümmelitis ganz für uns), und fahren dann weiter zu den Überresten der Kirche von Krýsuvík, die ehemals kleinste Kirche Islands ist leider 2010 abgebrannt.
Zur Entspannung geht es dann zum touristischen Hot Spot von Reykjanes: Der blauen Lagune „Bláa Lónið“. Das Abwasser des nahe gelegenen Kraftwerks ist aufgrund der Kieselsäure hübsch weißlich blau, und überall am Rand der Lagune gibt es Stellen mit Kieselerde-Schlamm zum Auftragen auf das Gesicht. Wir lassen im warmen Wasser die Seele baumeln und malen uns die Gesichter lustig weiß – aber was tut man nicht alles für die Schönheit *g*. Wir probieren auch die Dampfsauna aus und lassen uns sonst im wunderbar warmen Wasser treiben und erholen uns von unseren Wanderungen. Das ist ein schöner Abschluss des Tages und herrlich entspannend, und glücklicherweise auch gar nicht so arg voll, wie es in den Sommermonaten wohl ist.
Da es mittlerweile doch recht spät geworden ist, begeben wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Angedacht war die Landspitze Reykjanesvíti mit ihrem Leuchtturm , wir biegen aber eine Straße zu früh ab und finden so einen kleinen aber feinen Parkplatz mitten im Hochtemperaturgebiet Gunnuhver. Die Lichtstimmung im Sonnenuntergang inmitten den Dampfschwaden mit Blick auf den Leuchtturm ist bezaubernd, und in der Nacht wärmt der Dampf unseren Camper von außen, so dass zum ersten Mal morgens die Fenster nicht beschlagen sind.
   

19.09.2012 - Tag 14: Gunnuhver > Hvalsneskirkja > Garðsskagi > Hvalfjörður > Reykholt > Barnafoss & Hraunfossar > Deildatunguhver > Grábrók > Straße 60 (323 km)



Heute morgen haben wir als erstes unseren Schlafplatz erkundet: Das Hochtemperaturgebiet Gunnuhver mit dem gleichnamigen Zentralvulkan ist mit Temperaturen über 300°C (in 1000 Metern Tiefe) eines der heißesten Gebiete Islands, und es wird seit 2006 aktiver. Als wir lesen, dass das Gebiet nach einer Schließung über mehrere Jahre erst im Sommer 2010 wieder eröffnet wurde, da die Gefahr zu groß war, wird uns doch etwas anders – 2008 entstand mitten auf dem Zufahrtsweg eine neue Lehmquelle, und manchmal werden hier kleinere Schlackenausbrüche beobachtet. Gut, dass ich das alles vorher nicht wusste! ;-) So genießen wir die Dampfdusche am Morgen und fahren dann weiter zur so genannten „Brücke zwischen den Kontinenten“. Diese Brücke über eine Spalte in dieser Riftzone zwischen der europäischen und amerikanischen Kontinentalplatte ist nicht sonderlich spektakulär, und angesichts der extrem lauten Gruppe von Japanern vor Ort gucken wir uns nur kurz um und fahren dann weiter. Bei unserem Abflug sehen wir diese Riftzone später noch aus der Luft, und aus dieser Perspektive sind die vielen, parallel verlaufenden Spalten und Risse sehr beeindruckend.
Die Hvalsneskirkja ist unsere erste isländische Steinkirche, und leider verschlossen. Aber auch von außen ist die 1887 erbaute Kirche mit ihrem bunten Glockentürmchen hübsch anzusehen. Wenige Kilometer später sind wir an der Landspitze Garðskagi angekommen. Was für ein toller, friedlicher Ort. Die Sonne scheint, es ist windstill und wir treffen nur ein paar freundliche Isländer. Hier stehen gleich zwei Leuchttürme: Der Alte aus dem Jahr 1897 und der Neue von 1944. Wir sehen Massen an Kormoranen und anderen Seevögeln (nur leider keine Seehunde oder Wale...). Von diesem Ort können wir uns kaum losreißen und genießen die Ruhe, bevor es mit einem kurzen Zwischenstopp an der kleinen Kirche von Garðar über die vierspurige Straße Richtung Reykjavík geht. Wir sind froh, als wir den ungewohnten Großstadtverkehr hinter uns haben und unsere Mittagspause kurz hinter Mosfellsbær genießen wir umso mehr. Wir machen einen kurzen Spaziergang und planen die weitere Strecke. Statt den Tunnel Richtung Akranes zu nutzen, fahren wir um den Walfjord „Hvalfjörður“ herum. Dieser Abstecher in den Norden Richtung Snæfellsnes war in unserer ursprünglichen Planung nicht enthalten, aber durch die Wetterkapriolen im hohen Norden haben wir dort wesentlich weniger Zeit verbracht als geplant. Aber so bleibt uns die Zeit, heute und morgen diese Gegend zu erkunden. Die Straße um den Fjord ist dank des Tunnels herrlich wenig frequentiert, und die Landschaft ist super schön. Über die Straße 520 gelangen wir dann nach Reykholt, dem Ort der Dichter und Denker. Die moderne Kirche gefällt uns nicht so dolle, und so machen wir nur einen kurzen Spaziergang und fahren dann weiter zu den letzten bekannten Wasserfällen unserer Reise: Dem Barnafoss und den Hraunfossar. Zuerst schauen wir den wild tosenden Barnafoss an – dieser ist nicht besonders hoch, aber hier bilden sich beachtliche Stromschnellen. Unserer erklärten Lieblingswasserfälle sind aber die Hraunfossar: Über eine Länge von etwa einem Kilometer strömen hunderte kleine Wasserfälle scheinbar aus dem Nichts kommend in den Fluss Hvitá. Die weißen Wasserströme vor dem schwarzen Fels mit den herbstbunten Büschen im Hintergrund und dem blauen Fluss im Vordergrund – ein traumhafter Anblick.
Wieder zurück geht es an Reykholt vorbei zur Quelle Deildartunguhver, der wasserreichsten heißen Quelle Islands. Hier treten pro Sekunde etwa 180 Liter heißes Wasser zu Tage, die in einem Kraftwerk direkt nebenan genutzt werden, dieses erzeugt damit ganze 62MW. Die Quellen kann man vor lauter Dampf kaum sehen, dafür können wir an einem kleinen Verkaufsstand einen Beutel Möhren kaufen, aus lokalen, vom heißen Wasser geheizten Gewächshäusern.
Zurück auf der Straße schickt Matti mich auf eine “Abkürzung“ zur Ringstraße, die uns einige haarige, aber auch extrem lustige Extrakilometer beschert. Zurück auf der Ringstraße halten wir noch am knapp 3000 Jahre jungen Krater Grábrók. Mit offensichtlich zu viel Energie laufen wir den Krater hoch, um ihn auf seinem Rand zu umrunden. Es ist schon sehr beeindruckend, vor allem, da man genau sehen kann, wie die Lava aus dem Krater und seinen kleineren Brüdern geflossen ist. Durch das so entstandene Lavafeld geht es weiter in den Norden, und nach einem hübschen Gebirgspass auf der Straße 60 finden wir einen hübschen Parkplatz an einem kleinen Wäldchen, und wir nutzen die wunderbare Abendsonne zum draußen Kochen: Es gibt Reis und Lamm – extrem lecker, und dazu strahlen die umliegenden Berge in einem tollen Rot!

   

20.09.2012 - Tag 15: Straße 60 > Stykkishólmur > Helgafell > Snæfellsjökull > Arnarstapi & Hellnar > Malarrif & Dritvík > Hofsstadaskóg (283 km)

Der heutige Tag startet mit der Fahrt nach Stykkishólmur. Da in allen Reiseführern steht, dass dies die schönste Stadt Islands ist, sind wir sehr gespannt und wollen uns vor allem den Hafen anschauen. Angekommen tanken wir und und fahren dann Richtung Hafen - und stehen plötzlich vor einer Absperrung. Und da wir die Schilder schon vom Jökulsárlón kennen, sind wir auch sofort im Bilde: Hier wird gerade gedreht. Wir parken also unseren Camper und schauen uns zu Fuß um: Überall stehen LKWs und am Hafen ist eine riesige Filmcrew beschäftigt. Auf kleinen Fußwegen umgehen wir die Absperrung und können uns trotz allem den Hafen und den dahinterliegenden Felsen Súgandisey anschauen. Hier finden wir auch heraus, dass es wohl Ben Stiller ist, der hier gerade dreht. Von Súgandisey aus können wir genau beobachten wie eine Filmszene wieder und wieder gedreht wird: Ein Mann geht mit Aktenkoffer aus einem Haus und rennt dann los. Jetzt sind wir gespannt ob man im Film im Hintergrund einen orangenen Fleck sehen kann – das wäre dann ich ;-)
Ursprünglich hatten wir geplant, in Stykkishólmur eine Runde schwimmen zu gehen, aber hier scheint gerade Schulschwimmen zu sein und so kaufen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten ein und fahren dann weiter zum Hausberg von Stykkishólmur, dem Helgafell. Mattis Routenbeschreibung zum Parkplatz „Vorm Schaf links abbiegen“ soll sich als sehr treffend erweisen – als Matti besagtes Schaf fotografieren will, will das lieber kuscheln und benimmt sich wie ein großer, wolliger Hund. Es folgt uns auf Schritt und Tritt. Der Bauer, der gerade auf einem Quad vorbeikommt, hält an und fragt uns: „What did you do to him?“ Auf unser Antwort „Nothing“ murmelt er etwas von einem miracle, und beobachtet fassungslos, wie Shaun (so haben wir ihn getauft) sich an Matti kuschelt. Auf den 73m hohen Berg will Shaun dann aber doch nicht mit. Auf diesem Berg befinden sich Überreste eines Klosters (und ein Cache...) und man hat eine gute Rundumsicht. Shaun wartet unterdessen unten am Camper, um uns freudig zu begrüßen, als wir wieder unten ankommen. Während wir noch Wasser auffüllen, kommt ein Taxi und der Taxifahrer besticht Shaun mit einem Apfel – so können wir unbehelligt fahren. Weiter geht es mit einem Schotterstraßenabstecher über die 577. Spontan beschließen wir, die Passstraße am Snæfellsjökull vorbei zu fahren. Diese ist zwar extrem steil und ziemlich kurvig, aber ansonsten auch nicht schlimmer als andere Schotterpisten. Oben sitzen allerdings leider einige Nebelbänke, so dass wir den Gletscher mehr erahnen als sehen können. Aber zumindest sind wir ganz in der Nähe dieses literaturgeschichtlich so bedeutsamen Ortes, begann doch hier im Buch „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ der Abstieg des Professor Lindenbrook und seiner Begleiter in die Unterwelt.
Auf dem Weg runter Richtung Arnarstapi halten wir noch an der Sönghellir, der „Höhle zum Singen“, die für ihr Echo berühmt ist. Interessant sind hier auch die vielen „Graffitis“ an der Wand, unter anderem von den Erstbesteigern des 1446m hohen Berges aus dem 18. Jahrhundert. In Arnarstapi halten wir dann am wunderhübschen kleinen Naturhafen und wandern die Küste entlang Richtung Hellnar. Hier gibt es tolle Basaltformationen, Buchten, Höhlen und ein Lavafeld zu bestaunen, und es macht Spaß, sich mal wieder ordentlich die Füße zu vertreten, auch wenn es leider zwischendurch zu nieseln anfängt. Am Leuchtturm von Malarrif machen wir noch einen kurzen Spaziergang zu einem alten Fischerhaus. Zuletzt halten wir noch jeweils recht kurz am Strand von Dritvík und am so genannten „Irischen Brunnen“ mit einem alten Walschädel als Portal.
Für die Nacht finden wir im immer stärker gewordenen Regen einen Parkplatz an einem Waldstück mit kleinem See, und genießen den letzten Abend in dem uns so lieb gewordenen Camper.
   

21.09.2012 - Tag 16: Hofsstadaskóg > Borgarnes > Reykjavík (150 km)

Aufgrund akuter Regen-Unlustitis fahren wir heute morgen auf direktem Wege nach Borgarnes und ins dortige Schwimmbad. Dieses biete uns für nur 500ISK (3€) pro Person ein kleines Innen- und ein großes Außenbecken, drei unterschiedlich temperierte Hot Pots (wir bevorzugen den mit 42°C Wassertemperatur) sowie ein Dampfbad. Wir probieren alles aus und genießen es, bei diesem bescheidenen Wetter im warmen Wasser zu schwimmen und zu entspannen. Frisch gebadet besuchen wir dann das örtliche Settlement Centre (Landnámssetur), ein Museum mit zwei interessanten Ausstellungen: Die erste bringt uns die Landnahme und Besiedlung Islands nahe, die zweite die lokale Saga von Egill.Von unseren Audioguides geführt erkunden wir so eine Stunde lang die Ausstellungsräume. Ein guter Zeitvertreib bei diesem Wetter.
Dann geht es weiter zurück nach Reykjavík. An einem Rastplatz gibt es unser zweites Frühstück und wir packen unser ganzes Zeug zusammen. Zum Nachtisch gibt es Lakkrískúlur, Lakritzbonbons mit Zartbitterschokolade außen rum. Und diese leckeren Teile entpuppen sich als echte Plombenzieher, denn ich habe plötzlich ein Loch im Zahn; wo vorher eine Füllung saß... Sch..., warum muss mir eigentlich im Urlaub immer so ein Mist passieren?? Naja, gut dass es gerade jetzt passiert sind, wo wir die nächsten Tage eh in Reykjavík sind.
Bei den Happy Campern angekommen trennen wir uns schweren Herzens von unserem mobilen Heim. Der Wagen-Check ist kurz und ohne Befund, und schon werden wir zu unserem Hotel gebracht. An der Rezeption unseres persönlichen „Room with a view“ wird uns für morgen früh ein Zahnarzt-Termin organisiert, und zusätzlich bekommen wir noch genaue Infos zu dem Bus in die passende Richtung - ein super Service! Unser Zimmer ist schön, groß und hat wirklich eine tolle Aussicht auf's Meer. Für heute reicht uns bei leichtem Nieselregen ein erster kleiner Erkundungsgang durch die Stadt mit Besichtigung der Hallgrímskirkja (und deren Orgel aus Bonn) sowie dem Kauf von Bustickets für die kommenden Tage. Zurück im Hotel lassen wir den Tag in unserem Whirlpool gemütlich ausklingen.

   

22.09.2012 - Tag 17: Reykjavík: Zahnarzt, Whale Watching, Fish&Chips (87 km)

Die Nacht im gemütlichen Bett war ungewohnt warm, aber extrem gemütlich, wenngleich teilweise etwas laut. Aber das kommt davon, wenn man in der Partymetropole Reykjavík mitten am Laugavegur, der Haupt-Einkaufs-/Party-Meile wohnt. Um 9 Uhr sind wir unterwegs und erkunden mit den ersten Sonnenstrahlen den Hafen, bevor um 10:17 unser Bus nach Kópavogur bringt. Wir sind etwas zu früh dort und kaufen noch beim Bäcker gegenüber vom Zahnarzt Pizzaschnecken, und dann geht es zum Zahnarzt. Die Praxis ist super modern und der Zahnarzt extrem nett. Nach etwa einer Stunde sind wir wieder unterwegs, und ich wieder komplett :-). So begeben wir uns dann auf direktem Wege zum Hafen, um noch Tickets für die Elding-Whale-Watching-Tour um 13:00 zu erwischen. Das funktioniert auch, und bevor es losgeht, essen wir noch unsere Pizzaschnecken und packen uns wärmer ein. Die vierstündige Tour macht Spaß, leider sehen wir aber nur kurz ein paar Schweinswale. Als Wiedergutmachung gibt es Gratis-Tickets, so dass wir es morgen (oder irgendwann anders binnen der nächsten zwei Jahre) noch einmal versuchen können.
Zurück an Land stillen wir unseren mittlerweile recht großen Hunger bei Icelandic Fish & Chips mit Scholle, Kartoffeln und Salat, bevor wir zurück ins Hotel gehen.
Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Sólfar, einer Skulptur eines Wikingerschiffs direkt am Meer. Dann lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.
   

23.09.2012 - Tag 18: Reykjavik: Whale Watching, Tjörnin (73 km)

Nach einem kleinen Frühstück startete dieser Tag mit der Whale-Watching-Tour um 9Uhr. Und diesmal waren wir erfolgreich! Das Wetter war super, der Wind etwas doller, wir hatten großen Spaß mit den Wellen und haben Schweinswale, Weißschnauzendelfine und in der Ferne einen Zwergwal bewundern können. Der Einfachheit hier der Tourbericht von elding.is:

„23.9.2012 / Tour at 09:00
Report from Hafsúlan: We headed out to the bit moody looking bay this morning. We sailed about for a while before we spotted the first cetacean specie of the day, that turned out to be a small pod of White Beaked Dolphins. These were very calm dolphins, swimming close to the boat and coming up all around us so we could all got a good look. After spending a good time with the dolphins we sailed on but after a short while we spotted Harbour Porpoises very close to the boat. These were curious porpoises, coming right up to the boat and swimming around it! We then got news about a Minke Whale in the area but this Minke was very elusive one and only few passengers managed to see it before it wanished. On our way back our passengers could enjoy the very refreshing but windy icelandic weather!

Today was a good day to be a birdnerd in Faxaflói! Common Eiders by the hundreds, diving Northern Gannets, lots of both Shaqs and Cormorants and Great Skua and Glaucious Gulls.
Meira“

Zurück an Land haben wir zufrieden eine kleine Mittagspause eingelegt, bevor wir eine größere Tour durch die Stadt gemacht haben. An der Hallgrímskirkja vorbei ging es einmal um den Stadtsee Tjörnin, über den hübschen alten Friedhof in der Nähe und dann in den Hafen, wo wir das Maritime Museum besichtigen.
Abends gehen wir zum Abendessen ins Grillhúsið , und essen leckere Lamm-Spieße respektive -Burger. Dabei war es gar nicht so einfach einen Laden zu finden, in dem wir Lamm bekommen, der aber kein Walfleisch auf der Karte hat... Hier fühlen wir uns aber wohl, es sind auffallend viele Isländer hier und das ganze ist auch noch (für Island) relativ billig. Zum Abschluss unseres letzten Island-Abends machen wir noch einen Spaziergang am Meer entlang, bevor wir müde ins Hotel zurückkehren und den letzten Abend genießen.

   

24.09.2012 - Tag 19: Reykjavik > Keflavik > Berlin (2560 km)

Und schon ist unsere tolle Zeit hier in Island fast vorbei. Da unser Flug aber erst am Nachmittag geht, können wir am Vormittag noch ein bisschen unternehmen. Nach dem Checkout im Hotel und dem Unterstellen unseres Gepäcks geht mit dem Bus raus nach Seltjarnes. Dort nutzen wir die Ebbe zu einem Abstecher auf die Insel Grótta zu machen, die man bei Niedrigwasser trockenen Fußes erreichen kann. Hier gibt es einen Leuchttum und einen Cache, und wir genießen die Zeit am Meer. Zurück am Laugavegur gibt es im Café ein ausgiebiges Frühstück: für mich Gemüse-Omelette und für Matti ein isländisches Frühstück ( mit Toast, Käse, Schinken, Marmelade, Muffins, Saft und Kaffee sowie Skyr mit Sahne und Obst). So gestärkt machen wir uns auf zum Bus-Terminal BSÍ, wo bald der Fly Bus Richtung Flughafen Keflavík geht. Nach einer kurzen Wartezeit können wir einchecken, und nach dem Abhaken von Security (hier müssen direkt alle Passagiere die Schuhe ausziehen) und Tax-Refund kaufen wir etwas zu trinken für den langen Flug, schlendern durch die Duty-Free-Läden und essen noch eine Kleinigkeit. Bald können wir an Bord und nach einer wieder lustigen Sicherheitseinweisung geht es auf direktem Wege nach Berlin. Von Schönefeld sind wir schnell am Hauptbahnhof, und dann warten wir...
   

25.09.2012 - Tag 20: Berlin > Nachtzug > Düsseldorf > Aachen

...Unser Bett hat ganze 40 Minuten Verspätung, aber dann heißt es uns herzlich willkommen und verspricht für den nächsten Morgen Frühstück mit Kaffee... Nach eher unruhigem Schlaf kommen wir mit 50 Minuten Verspätung in Düsseldorf an und fahren bald weiter nach Aachen – und schon sind unsere Flitterwochen vorbei...

 

Island ist einfach ein faszinierendes Land, und so ganz anders als alles bisher Gesehene. Wir haben in den knapp drei Wochen extrem viel entdecken dürfen und unendlich viel Spaß miteinander gehabt. Und wie wir bereits im Vorfeld befürchtet haben, sind wir jetzt endgültig mit dem Islandvirus infiziert und müssen da unbedingt wieder hin. Und abgesehen von dem tollen Land wird diese Reise als unsere Hochzeitsreise natürlich immer einen ganz besonderen Stellenwert haben!

   

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letztes Update: 10.11.12 20:30